Uniklinikum, Soers, Hohes Venn: Fotografie-Schmuck-Kombinationen von
Benedikt Förster-Heyne und Ernst Wawra / Ausstellung des Duos bis zum 25. Oktober / Eröffnung im Rahmen der „Aachener Kunstroute“ am Wochenende
Eine Kombination künstlerischer Gattungen feiert am Wochenende Premiere in Aachen: Heißluftballon-Fotografien der Region spiegeln sich in Schmuckstücken – mit Saphiren und Rubinen, Rutil- und Phantomquarzen. Das Künstlerduo Benedikt Förster-Heyne, 53, und Ernst Wawra, 48, hat unter anderem das Uniklinikum, die Soers und das Hohe Venn in Gesamtkunstwerke verwandelt: „Während der Schmuck die Fotografie auf ihre Essenz, ihre Formen und Farben, reduziert, gelingt es der Fotografie, dem Schmuck eine Weite und neue Emotionalität zu verleihen“, sagt der Goldschmiedemeister Benedikt Förster-Heyne. „Die Kombination beider künstlerischen Gattungen ist das Reizvolle unserer Zusammenarbeit – und für Besucher etwas völlig Neues.“
Am Anfang des künstlerischen Prozesses stand jeweils eine Luftbildfotografie, die der Aachener Künstler Ernst Wawra aus einem Heißluftballon aus 300 Metern Höhe im senkrechtem Winkel schoss. Die Bildkompositionen mit ihren charakteristischen Formen und Farben verwandelte der Goldschmied Benedikt Förster-Heyne in Schmuckstücke. Auf diese Weise entstand eine doppelte Abstraktion:
Der vermeintlich gesichtslose Parkplatz des Aachener Uniklinikums beispielsweise verwandelte sich durch die Vogelperspektive zunächst in eine Foto-Komposition aus gelblich-grauem Asphalt, gold-leuchtenden Kaiserlinden sowie schwarzen und weißen Punkten, zu denen die wenigen abgestellten Autos – aus hunderten Metern Entfernung – zusammenschrumpften. Auf dieser Grundlage entstand als Schmuckstück ein Anhänger aus geschwärztem Silber mit gelben Turmalinen.
Zur Luftaufnahme einer saftigen Wiese in der Soers, deren geradezu perfekt gemähte Oberfläche durch hellgrüne Unebenheiten durchbrochen wird (vermutlich ein Hindernis aus CHIO Zeiten) entsteht als Pendant ein Silber-Collier, dessen grünen Jadesteine die Rundungen und Konturen auf der Wiese nachzeichnen.
Und die Aufnahme leuchtend brauner Grasbüschel im Hohen Venn, die aus dem zugefrorenen, mit Graupeln bedeckten See herausragen, spiegeln sich in einem Silbercollier mit Rutilquarz: einem durchsichtigen Bergkristall, der den Blick auf nadelige Einschlüsse aus gold-rötlichem Mineral eröffnet.
„Mir geht es in den Fotografien um die farblich und kompositorisch miteinander kommunizierenden Flächen“, sagt Ernst Wawra, der für seine Aufnahmen meist Fahrten in Heißluftballonen nutzt und sich dabei vom Wind treiben lässt. „Man schwebt über den Dingen und erlangt auf diese Weise eine quasi entrückte, übermenschliche Distanz.“ Gemeinsam mit Benedikt Förster-Heyne überlegte er im Frühjahr 2020, welche Motive sich für eine Verwandlung in Schmuckstücke anbieten. „Gerade in der Kombination aus Fotografie und Schmuck schaffen wir etwas Einzigartiges“, sagt Förster-Heyne. „So etwas hat es bisher nicht gegeben: Wer kann schon ein Schmuckstück sein eigen nennen, das eine ganz bestimmte Landschaft widerspiegelt?“