»Bunte Vielfalt rund um Aachen’s historische Nadel- und Tuchfabriken«
Dauer des Rundgangs ca. 45-60 Minuten
Wer die charmante Kaiserstadt Aachen kennt, weiß, wieviel Spannendes und Schönes es hier zu entdecken gibt! Mit den vielen historischen Häusern, Brunnen und Denkmälern ist die Aachener Altstadt ein Highlight für jeden Besucher. Zusammen mit zahlreichen kleinen, attraktiven Geschäften und einladender Gastronomie wird ein Bummel durch die facettenreiche Stadt inmitten des Dreiländerecks immer wieder zum Erlebnis. Begleitet uns auf unserem »Altstadtrundgang Nr. 2« und entdeckt die Bunte Vielfalt rund um Aachen’s historische Nadel- und Tuchfabriken!
Elisengarten und das Brunnendenkmal »Der Kreislauf des Geldes«
Unser Altstadt-Rundgang Nr. 2 startet am zentralgelegenen und bei den Öchern sehr beliebten Brunnendenkmal »Kreislauf des Geldes« direkt oberhalb des schönen Elisengartens. Schon von weitem fallen die lebensgroßen, von Karl-Henning Seemann erschaffenen Bronzefiguren auf, die vier ganz unterschiedliche Facetten von Geld symbolisieren: Geiz, Gier, Gönnerhaftigkeit und Bettelei. Da das Wasser im Brunnen von den nahen Thermalquellen gespeist wird, fließt es das ganz Jahr hindurch – übrigens gegen den Uhrzeigersinn – und wer eine Münze hinein wirft, darf sich etwas wünschen. Also: viel Glück!
Vom Geldbrunnen geht unser Spaziergang linkerhand eine der ältesten Aachener Straßen hinunter: die Ursulinerstraße. Benannt ist die kleine, lebendige Straße mit attraktiven Geschäften und Cafés nach den Ursulinerinnen (Ursulinen), die im Mittelalter auf dem benachbarten Areal des heutigen Elisengartens ihr Kloster errichten ließen. Auch wenn heutzutage nichts mehr von diesem schönen Bau zu sehen ist, lohnt ein Abstecher in den Elisengarten zur archäologischen Vitrine und auf der Rückseite zur Wandelhalle des Elisenbrunnens, um dort das schwefelhaltige Thermalwasser der Kaiserquelle zu probieren. Der herrliche Elisengarten ist auch der perfekte Ort für ein Picknick bei Sonnenschein oder einen leckeren Snack im Café während des Einkaufsbummels.
Vom Elisenbrunnen überqueren wir den Friedrich-Wilhelm-Platz und gelangen auf die gegenüberliegende Straßenseite zur Elisengalerie. Ein Besuch dieses schönen Shopping-Centers mit seinen ansprechenden Geschäften – von Mode über Feinkost bis Kunst – und der einladenden Gastronomie ist sehr zu empfehlen. Auch das Aachener Grenzlandtheater ist in der Elisengalerie beheimatet und erfreut sich mit seinem außergewöhnlichen Kultur-Programm weit über die Grenzen Aachens hinaus großer Beliebtheit.
Von der Wirichsbongardstraße zur Theaterstraße
Unsere Route führt nun Richtung Theater links in die Wirichsbongardstraße. Die heimelige Fußgängerzone liegt vielleicht etwas versteckt, hält aber tolle, individuelle Geschäfte mit außergewöhnlichem Angebot und zahlreiche Restaurants bereit – und am Ende im Viertel »Henger Herrjotts Fott« (Hinter Gottes Gesäß) einen kleinen Platz, auf dem die von Bonifatius Stirnberg erschaffene Bronzeskulptur in Form einer Kreuzigungsgruppe mit dem gleichen urigen Öcher Namen steht.
Über die Borngasse geht’s zu einer der ehemaligen großen Prachtstraßen Aachens: der Theaterstraße. Ursprünglich als Verbindung zwischen dem Aachener und Burtscheider Kurbezirk geplant, sollte die Theaterstraße als Allee besonders großzügig und repräsentativ sein und wurde deshalb auch häufig der Schauplatz für Militärparaden, Prozessionen und Karnevalsumzüge. Nach dem Überqueren der Theaterstraße schlendern wir über die breite Treppe zwischen Aureliusstraße und Borngasse ganz gemütlich bis zur Franzstraße hinunter – dem herrlich würzigen Duft von Aachener Printen entgegen. Denn gleich um die Ecke fertigt eine der berühmten Öcher Printenbäckereien in liebevoller Handarbeit das köstliche Aachener Traditionsgebäck – also unbedingt vor Ort probieren!
Marschiertor, Nadel- und Tuchfabrik
Bevor wir wieder frisch gestärkt Richtung Zentrum bummeln, sollte der Blick aber in jedem Fall noch mal nach links gehen, um das historische Marschiertor am Ende der Franzstraße zu bewundern. Es ist eines der mächtigsten noch erhaltenen Stadttore Westeuropas und wurde als Südtor der äußeren Aachener Stadtmauer um 1300 fertiggestellt. Später gehörte das Marschiertor – ebenso wie das Ponttor – zu den vier Haupttoren des zweiten Befestigungsrings der Kaiserstadt. Heute dient das imposante Bauwerk unter anderem als Hauptquartier der Stadtgarde »Öcher Penn«, dem ältesten und größten Karnevalsverein von Aachen, gegründet 1857. Wie spannend, dass man das Marschiertor mit seinem stimmungsvollen Ambiente auch für Privatveranstaltungen buchen kann.
Auf dem Weg zur Mörgensstraße fällt unser Blick auf ein schönes, historisches Gebäude, das lange als Polizeipräsidium gedient hat. In direkter Nachbarschaft gab es ebenfalls noch das Finanzamt sowie das Priesterseminar – sodass die »Öcher« aus dieser Konstellation dann im Volksmund das »Drei-Räuber-Eck« machten. Von dort geht es durch die Kasernenstraße in die Mörgensstraße, wo in einer ehemaligen Tuchfabrik ein kultureller Leckerbissen auf uns wartet: Das kleine Mörgens Theater – als eine der Spielstätten des Theaters Aachen mit Theaterbar und variabler Bühne für besondere Inszenierungen junger Regisseure – und das MörgensLab, ein kreatives Theater-Labor, das in vielfältigen Formaten Wissenschaft und Theater miteinander verbindet. Auch die Proberäume, Werkstätten und die Leitung des Theaters Aachen befinden sich in dem charmanten Backsteingebäude an der Ecke zur Hubertusstraße.
Nur wenige Meter entfernt steht ein weiteres altes Gebäude: die ehemalige Nadelfabrik Josef Zimmermann, die über 150 Jahre Nadeln der berühmten Marke »Eisbär« für den Weltmarkt produzierte. Durch das Sozialwerk Aachener Christen wurde der historische Backsteinbau mit neuem Leben erfüllt und ist heute unter dem Namen »Rosfabrik« ein moderner und einzigartiger Ort für soziale Arbeit. Insgesamt ist das alte Aachener Arbeiterquartier »Rosviertel« rund um die Rosstraße mit seinen denkmalgeschützen Häusern ein schönes, lebendiges Viertel. Denn hier liegt am unteren Ende zur Stromgasse hin auch das entzückende Marienkapellchen, das von den Aachenern liebevoll »Roskapellchen« genannt wird. Jedes Jahr, wenn die benachbarte Pfarre St. Jakob ihr Pfarrfest feiert, findet rund um das Roskapellchen die kleine »Roskirmes« statt. Zu dieser Zeit schaffen die mit Wimpelketten geschmückten Straßen eine ganz besondere Atmosphäre und der Verein »Streuengelche van de Rues« beglückt die »Öcher Kenger« (Aachener Kinder) mit Bonbons und guter Laune.
Weiter geht’s auf unserem Stadtrundgang – nach ein paar Metern über die Stromgasse – durch die kleine Paugasse. Ihr Name erinnert an das kleine Flüsschen Pau, das schon zur Römerzeit durch Aachen floss und die Stadt lange mit Trink- und Brauchwasser versorgte. An Ende biegen wir nach rechts auf den Löhergraben und spazieren langsam zurück Richtung Domviertel. Unser Weg dorthin führt noch vorbei an dem in einer alten Tuchfabrik untergebrachten Kulturhaus mit dem treffenden Namen »Barockfabrik«. Unter ihrem Dach befindet sich neben diversen anderen kulturellen Einrichtungen auch die bekannte Stadtpuppenbühne »Öcher Schängche«, die mit ihren urigen Stockpuppen und humorvollen Inszenierungen seit über hundert Jahren Jung und Alt in Aachen erfreut. Kein Wunder, dass die traditionsreiche Bühne mit ihren Figuren rund um »et Schängche«, seinen Freund »Nieres«, »et Jretchen« sowie die beiden Teufel »Krippekratz und Pesteluures« heute absoluten Kultstatus hat.
Nur ein kleines Stückchen weiter den Löhergraben runter, biegen wir links in die bezaubernde Annastraße. Sie ist eine der ältesten Straßen der Stadt und glänzt durch ihre ganz besondere Atmosphäre: rustikale Pflastersteine, wunderschöne historische Fassaden und viele kleine, individuelle Geschäfte mit einem tollen Angebot von Mode über Schmuck bis hin zu Kunst und Delikatessen. Die Annakirche ist übrigens die älteste protestantische Kirche der Kaiserstadt und präsentiert auf regelmäßig stattfindenden Konzerten international bekannte Organisten.
Das erste Rathaus von Aachen
Am Ende der Annastraße biegen wir rechts ab in die Schmiedstraße, deren Name auf frühere Zeiten verweist: Im Mittelalter siedelten sich hier nämlich im Schutz der inneren Stadtmauer viele Handwerker an, darunter zahlreiche Schmiede. Vorbei am historischen »Grashaus«, dem ersten Rathaus von Aachen und heutigen Station »Europa« der Route Charlemagne, geht es rechts um die Ecke weiter in die Kleinmarschierstraße, wo Sie sich unbedingt Zeit für die kleinen, individuellen Geschäfte und ein entspanntes Päuschen in einem der schönen Cafés nehmen sollten. Ein absolutes Highlight für Klein und Groß wartet gleich links um die Ecke in der Elisabethstraße 10: die Elisabeth Halle. Dieses außergewöhnliche Stadtbad ist eines der wenigen noch verbliebenen Jugendstilbäder und verspricht ein wundervolles Ambiente. Wer also mal schwimmen möchte wie die alten Römer, sollte seine Badesachen mit dabei haben. Übrigens: Am Beginn der Elisabethstraße steht das Mutterhaus des Schervier-Ordens, welcher von der in Aachen geborenen Franziska von Schervier gegründet worden ist und auch heute noch von Schwestern bewohnt und bewirtschaftet wird. Hier kümmern sich die Schwestern liebevoll um obdachlose Mitbürger, von der Essensausgabe über eine Möglichkeit zum Duschen bis hin zu frischer Wäsche. Zudem verbirgt sich hinter den Mauern auch ein Seminartrakt – wann immer eine Besichtigung möglich ist: beeindruckend! Von der Elisabethstraße sieht man dann auch schon wieder den großzügigen Elisengarten, der wie eine Oase mitten in der Stadt, der perfekte Ort zum Entspannen und Verweilen ist.
Egal ob zum historischen Stadtrundgang, zum attraktiven Shoppingbummel oder Schlemmen in einem der unzähligen Cafés und Restaurants in der Aachener Altstadt: Es gibt viele gute Gründe, die facettenreiche Kaiserstadt möglichst oft zu besuchen und dabei die Öcher Gastfreundschaft zu genießen. Willkommen in »Aix-la-Chapelle«!